Wir sind eine kommunalpolitische Liste von derzeit 19 Frauen: Christine Reichenbach-Braun, Irene Winterhalter, Doris Kuhn, Evi Jenne, Birgit Schüler, Monika Uhrig, Susanne Vesely, Angela Klein, Luisa Braun, Bettina Lachnit, Monika Neumann, Katharina Faller, Nadine Timmer, Hanna Braun, Alexandra Pilitis, Karin Siefert, Joana Neumann, Sarah Feiler, Elena Theologidis.
Meinungsaustausch. Daraus ergeben sich heiße Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten, aber trotz allem haben wir sehr viel Spaß!
Wir arbeiten konstruktiv zusammen. Wir wollen die weibliche Sicht in allen Fragen der Gemeindepolitik vertreten. Natürlich liegen uns “typische weibliche Themen“ wie Schule und Kindergarten am Herzen, aber wir wollen auch bei Themen wie Bebauung, Finanzhaushalt, Flächennutzungsplan usw. unsere Sichtweise einbringen und somit die Politik maßgeblich mitbestimmen. Bei den “typisch weiblichen Themen“ müssen wir uns engagieren, weil sie von den Männern nicht gern angegangen werden (Betreuung, z.B. Kindergartenplätze, Schule). Nach 25 Jahren können wir sagen, dass wir nahezu akzeptiert sind und auch positive Resonanz aus der Bevölkerung erhalten.
Eveline Jenne und Christine Reichenbach-Braun wurden vor der Kommunalwahl 1994 von verschiedenen Listen gefragt, ob sie sich als Kandidaten aufstellen lassen würden. Sie überlegten sich, daß sie in der Kommunalpolitik tätig werden wollten, jedoch nicht auf diesen Listen. Es war klar, daß sie auf diesen Listen nur als Listenfüller fungieren sollten. Sie wären Stimmenfänger für die Männer und hätten die Alibi-Frauenquote etwas angehoben. Eine reelle Chance, über diese Listen in den Gemeinderat gewählt zu werden, sah man nicht.
Damals waren 11 Männer und 1 Frau im Gemeinderat; und das war seit Jahren so. Das Verhältnis sollte sich ändern: es kann nicht sein, daß die Bevölkerung von Ebringen, die zu mehr als der Hälfte aus Frauen besteht, fast ausschließlich die Entscheidungen von Männern hinnehmen müssen. Es wurde uns klar, wenn wir wirklich was verändern wollen, müssen wir eine reine Frauenliste gründen: Somit war die Idee geboren.Wir waren Feuer und Flamme für dieses Projekt, wurden aber von unserer Umwelt als etwas verrückt belächelt. Unsere Männer und unser engster Familien- und Freundeskreis haben uns jedoch in unserem Vorhaben gestärkt. In intensiven Gesprächen mit zahllosen Frauen haben wir Mitstreiterinnen gesucht, die bereit waren, mit uns dieses kühne Unterfangen anzugehen und sich auf die Liste setzen zu lassen. Wir fanden mutige Frauen, die diesen Schritt wagten. Es waren unter anderen: Monika Uhrig, Irene Winterhalter, Susanne Vesely, die heute noch mit dabei sind.
Die erste Liste war nicht voll aber es standen 10 mutige Frauen darauf (mit 12 wären wir vollzählig gewesen). Bei der Wahl erzielten wir ein sensationelles Ergebnis: wir bekamen auf Anhieb einen Sitz im Gemeinderat, den bis heute Eveline Jenne inne hat. Nun waren 3 Frauen und 9 Männer im Rat. Damals waren Frauen in der Kommunalpolitik noch weniger anerkannt als heute. Evi mußte sich die Anerkennung unermüdlich erkämpfen. Heute sind die Frauen im Rat ernst zu nehmende Mitglieder.
Beim zweiten Wahlgang 1999 traten wir mit einer vollen Liste an. Es kamen Doris Kuhn, Birgit Schüler, Marion Teufel und Barbara Schlegge dazu. Bei dieser Wahl, nahmen wir der SPD den Sitz im Rat ab und hatten somit zwei Kandidatinnen im Gemeinderat. Doris Kuhn bekam den zweiten Sitz. Bei den anderen Listen war eine seltsame Sinneswandlung zu erkennen: So wurden plötzlich mehr Frauen auf den Listen plaziert. Dadurch kamen auch über die anderen Listen mehr Frauen in den Rat, was letztlich auch unser Verdienst ist. Das Verhältnis nach der Wahl1999: 5 Frauen und 7 Männer. Unser Ziel, das Verhältnis Frauen / Männer im Gemeinderat
zu verändern, haben wir erreicht. Nach der Wahl 2009 rückte für Doris Kuhn, Irene Winterhalter neu in den Rat, die Frauenliste hat immer noch 2 Sitze und seit dem letzten Jahr ist durch Veränderung innerhalb der Bürgerliste sogar eine 50/50 Situation entstanden, die es wohl in keiner Gemeinde so gibt.
Die Wahl 2014 brachte für uns ein sensationelles Ergebnis: Wir sind seit 2014 mit 3 Frauen im Gemeinderat vertreten: Eveline Jenne, Irene Winterhalter und Birgit Schüler. Wir hoffen nun, unsere Ziele - Familienfreundliche Kommunalpolitik in Bildung, Natur und Umwelt gemeinsam erarbeiten zu können, ohne unsere dörfliche Struktur zu verlieren.
Eveline Jenne
59 Jahre, 2 Kinder, 1 Enkelkind
1. stellvertr. Bürgermeisterin, Gemeinderätin seit 1994
Dipl. Ing. Getränketechnologie, Winzerin
Im Vorstand des Dachverbands Frauenlisten BW und bei
LiA, Leben im Alter in Ebringen e.V.,
Mitglied bei Vinissima Frauen & Wein e.V.
aktiv in den Ebringer Schlosshexen
Unsere Gemeinderätinnen Irene Winterhalter, Evi Jenne und Birgit Schüler nach der Wahl 2019.